Kommunen solider finanziert als Unternehmen 

Kleinmachnow, 18. August 2022 – Obwohl die deutschen Kommunen eine gewaltige Schuldenlast vor sich hertragen, scheinen sie doch oft solider finanziert als viele Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der EDS European Debt Solutions GmbH. 

Für die Untersuchung, die einen groben Vergleich ermöglicht und nicht die Charakteristika der einzelnen Bilanzen und Haushalte im Detail untersucht, wurden die Schuldenquotienten gebildet, also der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten an den Gesamtschulden. Hier zeigt sich, dass ein Großteil der Kommunen eher lang- als kurzfristige Schulden aufweist. „Bei langfristigen Verbindlichkeiten spricht vieles dafür, dass es sich dabei um Kredite für Investitionen handelt“, sagt Sebastian Bergmann, Geschäftsführer der EDS. „Mit langfristigen Finanzierungen werden heute Werte geschaffen, die sich in Zukunft auszahlen – bei Kommunen wie in Unternehmen.“ 

Ein Beispiel dafür ist Köln: „Köln ist die am höchsten verschuldete Stadt in Deutschland, was die absoluten Zahlen angeht“, sagt Bergmann. 4,3 Milliarden Euro Verbindlichkeiten wies Köln für 2020 aus. „Doch sind hiervon nur 17 Prozent kurzfristige Kredite“, sagt Bergmann. „Die investiven Schulden stellen den größten Anteil und mögen sich in Zukunft entsprechend auszahlen.“ Ähnlich sieht es auf Sylt aus: Zwar liegen die Schulden dort gemessen an der Einwohnerzahl bei immens hohen 8.518 Euro je Einwohner, was die Insel unter die Top Ten der deutschen Schuldenkönige führt. „Doch der Schuldenquotient beträgt nur 1,52 Prozent, was für ein hohes Maß an Investitionen spricht“, so Bergmann. 

Dabei unterscheiden sich Unternehmen und Kommunen bei den Durchschnittswerten gar nicht sehr: Rund 66 Prozent der untersuchten Unternehmen weisen einen Schuldenquotienten von unter 50 Prozent aus. Bei den Kommunen sind es 67 Prozent. „Eine geringe kurzfristige Verschuldung im Vergleich zur Gesamtverschuldung scheint auf beiden Seiten als effiziente Finanzierungsstrategie gesehen zu werden“, sagt Bergmann. Allerdings sind die Unternehmen beim Mittelwert wiederum deutlich kurzfristiger ausgerichtet: Während rund 45 Prozent der Kommunen einen Schuldenquotienten zwischen null und 30 Prozent aufweisen, sind das bei Unternehmen nur etwa 25 Prozent. 

Interessant dabei, dass sich Kommunen und in oder bei ihnen beheimatete Unternehmen durchaus stark unterscheiden können, der Umgang mit Schulden also eher nicht durch die Region geprägt ist. So liegt der Anteil kurzfristiger Schulden an der Gesamtverschuldung etwa bei BMW bei 46,39 Prozent. „Die Stadt München kommt ganz ohne kurzfristige Kredite aus“, so Bergmann. Anders sieht es bei Leverkusen und Bayer aus: Während die Stadt bei einem Schuldenquotienten von 64 eher auf kurzfristige Verschuldung setzen muss, liegt Bayer mit 42 Prozent im guten Mittelfeld.